Der Islam Eine aggressive Religion?

Der Islam Eine aggressive Religion?

Seien wir fair: Es droht ein Generalverdacht - dieses Mal nicht gegenüber Juden, sondern gegenüber Muslimen: Als ob sie, von ihrer Religion aufgehetzt, allesamt potenziell gewalttätig wären. Und umgekehrt die Christen, weil von ihrer Religion belehrt, allesamt gewaltlos, friedlich, liebevoll wären ...

Seien wir fair: Selbstverständlich lehnen wir Bürger eines demokratischen Rechtsstaates im Namen der Menschenwürde Zwangsverheiratungen, Frauenunterdrückung, Ehrenmorde und andere archaische Unmenschlichkeiten ab. Aber das tun mit uns auch die meisten Muslime. Sie leiden darunter, dass über «die» Muslime oder «den» Islam der Stab
gebrochen wird. Sie erkennen sich in unserem Islam-Bild nicht wieder, denn sie wollen loyale Staatsbürger islamischer Religion sein.

Seien wir fair: Wer «den Islam» für Entführungen, Selbstmordattentate, Autobomben und Enthauptungen einiger verblendeter Extremisten verantwortlich machen will, müsste gleichzeitig für die barbarischen Gefangenenmisshandlungen, Bombardierungen und Panzerangriffe (100 000 ermordete Zivilisten allein im Irak) der US-Armee und den Terror der israelischen Besatzungsarmee in Palästina «das Christentum» oder «das Judentum» verurteilen. Wer den Kampf um Öl und Hegemonie im Nahen Osten und anderswo als «Kampf für die Demokratie» und «Krieg gegen den Terror» ausgibt, belügt die Welt - freilich ohne Erfolg.

Uno-Generalsekretär Kofi Annan betonte in seiner Tübinger Weltethos-Rede 2003: «Keine Religion und kein ethisches System sollten je wegen moralischer Entgleisungen einiger ihrer Anhänger verurteilt werden. Wenn ich als Christ beispielsweise nicht will, dass mein Glaube nach den Handlungen der Kreuzritter oder der Inquisition beurteilt wird, muss ich auch selbst sehr vorsichtig sein, um nicht den Glauben eines anderen nach den Handlungen zu beurteilen, die einige wenige Terroristen im Namen ihres Glaubens begehen.»

Sollen wir also mit gegenseitiger Aufrechnung weiterfahren, die nur tiefer in die Misere führt? Nein, eine andere Grundeinstellung zu Gewalt und Krieg ist gefordert, die im Grunde überall die Völker wünschen, wenn sie nicht - in den arabischen Ländern wie in den USA - von machtbesessenen und verblendeten Staatslenkern irregeführt und von Ideologen und Demagogen in den Medien verdummt werden.


Gewalt wurde im Zeichen des Halbmonds, aber auch im Zeichen des Kreuzes ausgeübt, von mittelalterlichen und zeitgenössischen «Kreuzrittern», die das Versöhnungszeichen des Kreuzes in ein Kriegszeichen verkehrten. Beide Religionen haben in der Geschichte ihre Einflussbereiche aggressiv ausgedehnt und ihre Macht mit Gewalt verteidigt. Sie haben in ihrem Bereich eine Ideologie nicht des Friedens, sondern des Krieges propagiert. Die Problemlage ist also kompliziert.

Wenn wir fair sein wollen, müssen wir also genauer hinschauen, sowohl auf den Islam wie auf das Christentum. Deshalb habe ich die Einladung der BLICK-Redaktion angenommen, eine Reihe von kurzen Artikeln über Fragen zum Islam zu schreiben. Keine leichte Aufgabe. Unbestechlich und fair möchte ich auf knappem Raum Grundinforma-tionen vermitteln und eine elementare Klärung gegenwärtig uns bedrückender Probleme versuchen.

Gelassen nehme ich dabei in Kauf, dass der eine oder andere Kollege der theologischen oder islamologischen Zunft dies als «journalistisch» abqualifizieren mag. Mir geht es bei allen bleibenden Unterschieden zwischen den Religionen um aufrichtige Verständigung. Dass mein im Oktober erschienenes Buch über den Islam in einer als besonders seriös geltenden Zürcher Tageszeitung voreingenommen und verzerrend «rezensiert» wurde,
hat mich in diesem Entschluss bestärkt.

Was ich zu meinem Buch geschrieben habe, gilt auch für diese Artikelserie: Wir befinden uns zweifellos in einer geschichtlich heiklen Phase für die Neugestaltung der Weltpolitik, insbesondere des Verhältnisses Westen-Islam.

Den Beziehungen zwischen den drei abrahamischen Religionen Judentum, Christentum und Islam kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die Optionen sind deutlich: Entweder Rivalität der Religionen, Zusammenprall der Kulturen, Krieg der Nationen - oder Dialog der Kulturen und Frieden zwischen den Religionen als Voraussetzung für Frieden zwischen den Nationen!

Sollten wir angesichts der tödlichen Bedrohung der Gesamtmenschheit statt neue Dämme des Hasses, der Rache und Feindschaft aufzurichten, nicht lieber die Mauern des Vorurteils Stein um Stein abtragen und damit Brücken des Dialogs bauen, Brücken gerade auch zu Menschen islamischen Glaubens?

* PROF. Hans Küng in Jerusalem, heilige Stadt für Juden, Christen und Muslime. Seit über zwei Jahrzehnten sind die Weltreligionen zentrales Thema von Hans Küng. Mit seinen weltweit einflussreichen Büchern hat er Pionierarbeit für den Dialog der Kulturen geleistet. In seinem neuen grossen Werk bietet der Autor eine profunde Gesamtdarstellung des Islam: Er beschreibt die Paradigmenwechsel im Lauf seiner 1400-jährigen Geschichte, zeichnet die unterschiedlichen Strömungen nach und sichtet die Positionen des Islam zu den drängenden Fragen der Gegenwart. Eine umfassende Analyse der politischen, kulturellen und religiösen Bedeutung der zahlenmässig grössten Weltreligion neben dem Christentum, wie sie unter den Theologen unserer Zeit nur Hans Küng schreiben kann. Dieses Buch zeigt: Ohne einen Dialog mit dem Islam wird es weder einen dauerhaften Weltfrieden noch ein
konfliktfreies Miteinander mit den Muslimen in Europa geben. Wer die heutige Welt verstehen will, muss den Islam verstehen. Ein historisch begründetes, theologisch brisantes und hochpolitisches Buch!

© Blick; 11.12.2004
gast - 12. Jul, 15:31

"Seien wir fair: Selbstverständlich lehnen wir Bürger eines demokratischen Rechtsstaates im Namen der Menschenwürde Zwangsverheiratungen, Frauenunterdrückung, Ehrenmorde und andere archaische Unmenschlichkeiten ab. Aber das tun mit uns auch die meisten Muslime. Sie leiden darunter, dass über «die» Muslime oder «den» Islam der Stab
gebrochen wird. Sie erkennen sich in unserem Islam-Bild nicht wieder, denn sie wollen loyale Staatsbürger islamischer Religion sein."

Das Problem ist nur, das die letzt genannten zu wenig in den Medien vorkommen, ihre Meinung nicht vortragen können.
Hauptsächlich werden extrem eingestellte Moslems vorgestellt, die eben Dinge wie Zwangsverheiratungen, Frauenunterdrückung, Ehrenmorde und ähnliches propagieren,
Und glaubhaft darstellen können, das solche Dinge das selbstverständlichste in der Welt des Islams wäre.
Und da viele Menschen kaum nachdenken können und jede nachricht ungefiltert aufnehmen, steht der islam sehr schlecht da. das es sich bei den Bombenattentätern um dreckige Verbrecherhurensöhne handelt, das wird nicht wahrgenommen, nein es ist der Islam.

Von daher MUSS einfach mehr information über den wahren Islam unter das Volk gebarcht werden, frei von der Propaganda dreckiger Mörderschweine.

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